(Der Inhalt wurde anlässlich der New Wine Church am 23. September 2017 gepredigt)

„Gnade euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der sich
selbst für unsere Sünden hingegeben hat, damit er uns herausreisst aus der gegenwärtigen bösen Welt (o. Zeitalter) nach dem Willen unseres Gottes und Vaters (Galater 1: 3-4).“

Paulus beginnt den Brief an die Galater mit diesen Worten. Er zeigt uns die die Rolle von
Jesus Christus ganz simpel auf:
– Er hat sich selbst für unsere Sünden hingegeben
– damit er uns herausreisst aus der gegenwärtigen bösen Welt

Dies geschah, weil Gott der Vater dies so wollte. Bei Paulus ist es interessant zu sehen, dass er oftmals christliche Traditionen aufgreift und diese aber in seinem Stil weitergibt oder verändert. Seht zum Beispiel hier:

„Jetzt aber habt ihr Gott erkannt – vielmehr seid ihr von Gott erkannt worden.“ (Galater 4:9)

Meiner Meinung nach, ist dies typisch Paulus. Es herrschte wohl am Anfang des
Christentums die Meinung, dass du als Christ Gott erkannt hast. Paulus greift diese Meinung auf, sagt aber, dass wir als Christen vielmehr von Gott erkannt wurden. Im ersten Fall könnte man meinen, dass wir Gott erkannt haben aufgrund unseres Tuns oder unserer Suche. Im zweiten Fall ist klar, dass Gott der entscheidende Akteur ist. Er hat uns erkannt. Wie du darüber denkst ist entscheidend.
Auch in unserem Text greift Paulus eine Tradition auf, nämlich dass Jesus sich für unsere
Sünden hingegeben hat. Für die ersten Christen, v.a. für die Judenchristen, war der Fokus darauf, dass Jesus am Kreuz durch sein Blut unsere Sünden vergeben hat. Und dies ist tatsächlich eine wunderbare Botschaft, die Paulus auch nicht verleugnen möchte. Nur ist es erstaunlich, wie wenig er das Kreuz mit der Sündenvergebung in Verbindung bringt. Sein Hauptaugenmerk ist vielmehr auf der durch das Kreuz verursachten Befreiung von all dem was uns bindet. Genau dies greift er hier in unserem Text auf. Es ist wahr, dass unsere Sünden durch Jesus Christus vergeben wurden, aber vielmehr ist es wahr, dass er uns herausreisst aus der gegenwärtigen bösen Welt.

Ich habe schon einmal über dieses Thema gesprochen. Was der Mensch braucht ist
Vergebung ja, aber was er vielmehr braucht, ist Befreiung. Hier spricht Paulus von der
Befreiung aus der gegenwärtigen bösen Welt, anderorts spricht er von der Befreiung der
Sünde, dem Gesetz oder dem Fleisch. Schlussendlich spricht er von verschiedenen Mächten, die alle um dich werben. Aber mit dem Tod von Jesus Christus ist nun klar, dass er dich von ihnen befreit hat. Ich möchte jetzt ganz spezifisch auf die Befreiung aus dieser gegenwärtigen bösen Welt eingehen, denn hier gibt es einiges zu klären.

1. Warum sollten wir aus der Welt befreit werden?
Weil sie böse ist. Tatsächlich? Bist du derselben Meinung? So etwas von der Welt zu denken macht einem doch zu einem pessimistischen Menschen?

2. Es scheint so, als ob Paulus hier schreibt, dass Gott uns schon jetzt aus der Welt
herausreissen möchte. Warum hat er es dann noch nicht getan? Oder hat er es bereits
getan?
3. Die Welt macht doch Spass. Lass mich doch bitte sein wie ich bin und wo ich bin.

Zum ersten Punkt muss ich sagen, dass ich früher viel zu viel Spass in der Welt hatte, als dass ich mir Befreiung von dieser Welt hätte wünschen wollen. Ich musste schon selber dem bösen in der Welt begegnen, um zu sehen, dass hier etwas nicht stimmt. Sie ist böse, weil sie von den falschen Mächten beherrscht wird. Dies zu erkennen, macht dich nicht zu einem pessimistischen Menschen. Es lässt dich vielmehr nüchtern sein, so dass du das Gute nicht von der Welt erwartest. Wenn wir Gott gefallen wollen, müssen wir aus der Welt befreit werden, weil sie dem Bösen gehört. Denn Gott will, dass uns das Böse nicht mehr antastet.

Offensichtlich kann diese Befreiung aber noch nicht geschehen sein, denn wir sind ja nach wie vor noch mitten in der Welt. Paulus denkt dazu anders:
Mir aber sei es fern, mich zu rühmen als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. (Galater 6:14)

Durch das Kreuz von Jesus Christus bist du bereits jetzt aus dieser Welt herausgerissen
worden. Hast du noch nicht bemerkt, dass du anders bist als die Welt? Dass die Gesinnung, bzw. das Denken von Jesus in dir aufkommt? Du kannst es nicht verleugnen, du gehörst nicht mehr zu dieser Welt. Gott hat etwas mit dir gemacht und es wird immer mehr offenbar. Du zeugst davon, dass die Welt in den Abgrund zusteuert, denn in dir ist wahres neues Leben. Du brauchst keinen künstlichen Unterschied zu machen, denn der Unterschied ist tatsächlich da, auch wenn du dich bemühst kein Spielverderber zu sein.

Man spürt uns an, dass wir nicht ganz von dieser Welt sind, uns jedoch Mühe geben, keine Spielverderber zu sein. (Ernst Käsemann, Ruf der Freiheit, S. 69)

Ja, du bist physisch noch hier auf der Erde. Er möchte, dass durch dich die zukünftige neue Welt schon jetzt einbricht, denn du bist seine neue Schöpfung hier in dieser vergehenden, bösen Welt. Du bist nicht besser als andere Menschen, aber ergriffen von dem der neu macht. Halte darum dein Anderssein nicht zurück, sondern lebe wie es dir Gott zugedacht hat. Nicht künstlich anders, sondern echt anders.

Zum letzten Punkt: Ja, die Welt macht Spass. Aber nur, wenn du dich aus ihr befreit weißt. Sie macht Spass, wenn du nicht mehr an sie gebunden, nicht mehr von ihr abhängig bist. Wenn du deine himmlische Berufung anfängst zu leben, dann ist das Leben hier ein Vergnügen mit Aussicht auf eine glorreiche Zukunft.

Bild: https://www.google.ch/search?biw=1536&bih=1210&tbm=isch&sa=1&q=welt&oq=welt&gs_l=psy-ab.3..0i67k1j0j0i67k1j0.24383.24874.0.25234.4.4.0.0.0.0.92.316.4.4.0….0…1.1.64.psy-ab..0.4.315….0.uhGxq6c53A0#imgrc=8v4READQuFNabM: