(Der Inhalt wurde anlässlich der New Wine Church vom 25. August 2017 gepredigt)

„Menschenfurcht stellt eine Falle, wer aber auf den Herrn vertraut, ist in Sicherheit.“ (Sprüche 29:25)

Unser Handeln ist zutiefst von Menschenfurcht bestimmt. Wir handeln um anderen
Menschen zu gefallen oder aus Angst vor dem was sie uns antun könnten. Ich denke,
dass wir uns dem nicht bewusst sind, wie tief in uns diese Menschenfurcht verankert ist.
Wir wollen, dass andere Menschen auf uns stolz sind, wir wollen dass sie einverstanden
sind mit der Art wie wir unser Leben handhaben. Wir wollen ganz besonders, dass
unsere Eltern unser Leben als „gut“ empfinden. Nichts ist so schmerzvoll für uns, wie
wenn unsere Eltern enttäuscht ab uns sind. Wir gehen um unseren Eltern zu gefallen oft
so weit, dass wir unsere eigenen Wünsche vernachlässigen um ihnen zu gefallen.
Hauptsache akzeptiert und geliebt sein! Wir wollen ihnen zeigen, dass wir es wert sind,
von ihnen geboren worden zu sein.

Hier hört es aber nicht auf. Menschenfurcht greift über auf alle unsere Beziehungen. Sie
zeigt sich im Zusammensein mit unseren Freunden, und in unserer Arbeit. Wir
verleugnen uns nur zu gern, um unseren Freunden, Arbeitskollegen und Chefs zu
gefallen.

Diese Sucht, Menschen zu gefallen, ist ein Fass ohne Boden. Es hört nie auf. Und es führt
schlussendlich dazu, dass man selber nicht mehr lebt, sondern gelebt wird. Ich glaube,
dass so ziemlich alle Menschen niemals angefangen haben selbst zu leben. Ihr werdet
mir hier wahrscheinlich widersprechen. Aber ich glaube, dass wenn wir zutiefst in die
menschlichen Psyche hineinsehen könnten, wir sehen würden, dass jeder auf irgendeine
Art und Weise bestimmten Menschen oder Menschen allgemein zu gefallen versucht,
auch wenn es von außen kaum sichtbar ist.
Es ist so brutal zu sehen, wie andere, wie auch ich selber in dieser Furcht gefangen sind.
Es ist unmöglich, mit bloßer Willenskraft diese Furcht zu überwinden. Und so bleibt mir
hierzu nur zu sagen: Wir alle laufen in eine Falle. Menschenfurcht stellt uns allen eine
Falle. Es führt zum Verderben des Lebens. Es führt dazu, dass Bitterkeit unsere Seelen
im Alter erfasst, wenn wir uns bewusst werden, was alles möglich gewesen wäre, wenn
wir nicht in Menschenfurcht gefangen gewesen wären.

Ich persönlich staune immer wieder darüber, wie groß meine Menschenfurcht ist und
wie sie sich immer wieder zeigt. Für mich ist aber inzwischen glasklar, dass unsere
Menschenfurcht deshalb so groß ist, weil wir Gott so wenig fürchten.

„Wer Gott fürchtet, fürchtet nichts anderes.“ (John Donne)

Ich bin baff, ab den Propheten im alten Testament sowie Paulus im neuen Testament. Es
ist für mich eine Quelle der Inspiration wenn ich Männer und Frauen sehe, die solch eine Gottesfurcht haben, dass sie selbst den wichtigsten Personen noch die Stirn bieten. Sie hatten keine Angst davor, was Menschen ihnen antun können. Es zählte für Sie einzig
und allein der Wille Gottes über ihr leben.

Gottes Wille ist deine Befreiung von all dem was dich bindet, von all dem was dich
knechtet und seinem wunderbaren Vorsatz mit dir in dem Weg steht. Es ist sein Wille
dich in deine Berufung hineinzuführen. Es ist sein Wille, dass du deinen Platz in der Welt
einnimmst, den du einnehmen sollst. Und dafür hat keine Menschenfurcht Platz. Denn
diese Berufung wird nicht unbedingt der Wille deiner Eltern für dich sein, nicht der
Wille deiner Freunde und vielleicht schon gar nicht der Wille deines Chefs für dich sein.
Es können dadurch sogar schwere Konflikte entstehen mit deinem Umfeld oder sogar
mit den Machthabern dieser Welt.

„Echte christliche Freiheit muss sich in der Befreiung der Menschenfurcht zeigen.“

Ich merke immer wie mehr, wie wenig Platz in meiner Berufung für Menschenfurcht
bestehen darf. Ich werde mit Menschenfurcht niemals ans Ziel gelangen. Ich bin
angewiesen auf den, der mich jeden Tag neu erfasst und mir seine Furcht vor ihm lehrt.
Ich bin angewiesen darauf, dass er mir zeigt wie ich ihn zu fürchten haben und darum
werfe ich mich ihm hin und erwarte diese Befreiung, welche wohl nicht von einem auf
den anderen Moment geschehen wird, ganz von ihm! Sowieso erwarte ich täglich, dass
das was ich brauche von ihm kommen wird. Es haben schon etliche ihr ganzes Umfeld
auf dem Weg der Nachfolge verloren. Sie konnten dies nur tun, weil sie auf den
vertrauten der ihr Leben bestimmt. Sie konnten dies nur tun, weil sie darauf vertrauten,
dass der welcher ihr Leben bestimmt, ihnen auch alles zum Leben und zur Erfüllung
ihrer Berufung geben wird, auch ein neues Umfeld.
Es hängt schlussendlich auch alles mit der Frage zusammen:

„Wem gehöre ich? „

Die Bibel ist hier meiner Meinung nach ganz klar. Du gehörst dem Herrn. Du gehörst
weder deinen Eltern, noch deinen Kollegen noch deinem Chef. Es gibt niemand der über
dein Leben bestimmen darf, außer Gott. Und was für eine Freiheit wenn wir dahin
kommen, um einzig und allein unserem Herr und Gott zu gefallen und ihn zu fürchten.
Dann wird Bitterkeit unsere Herzen nicht befallen, sondern Freude wird uns erfüllen
weil wir wirklich lebten und nicht gelebt wurden. Diese Freiheit wird von uns härteste
Opfer erfordern, aber ist sie es nicht wert?

 

Bild: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/63/Carl_Bloch_001.jpg